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25.09.2025

Sport trifft auf Kunst und Technologie

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Wie kreative Denkweisen helfen können, KI im Fitnessbereich sinnvoll zu integrieren

„Während der Computer den Faden nur dort auslegen kann, wo das Denken bereits war, erlaubt uns die Kunst den Blick über das Mögliche, manchmal auch unartikulierte Unbewusste hinaus. [...] Software verleiht der Fantasie Flügel.“ Dieses Zitat von Alex Karp, Jan Hiesserich und Paula Cipierre zeigt eindrucksvoll, worum es in der Debatte um künstliche Intelligenz wirklich geht: nicht um Ersetzung des Menschen, sondern um Erweiterung - um eine fruchtbare Wechselwirkung zwischen Technologie und menschlicher Vorstellungskraft.

Gerade im Fitness- und Gesundheitsbereich erleben wir derzeit einen technologischen Aufbruch: KI-gestützte Systeme generieren automatisierte Trainingspläne, analysieren Bewegungsmuster oder übernehmen Teile der Kundenkommunikation. Doch um das volle Potenzial dieser Entwicklungen auszuschöpfen, reicht der Blick auf Software allein nicht aus. Denn Algorithmen können zwar Daten verarbeiten, aber keine Kontexte erfassen. Sie erkennen Muster, aber keine Bedeutung. Hier beginnt die Rolle des Menschen – mit Kreativität, Intuition und Einfühlungsvermögen.

Technologie braucht Kreativität

Ein Beispiel für diese Verbindung liefert das KI-generierte Kunstwerk „A.I. God. Portrait of Alan Turing“, das im November 2024 bei Sotheby's für über eine Million US-Dollar versteigert wurde. Geschaffen wurde es von Ai-Da, dem weltweit ersten ultrarealistischen humanoiden Roboter, entwickelt von Aidan Meller in Zusammenarbeit mit KI-Experten der Universitäten Oxford und Birmingham.

Oder die mithilfe von Algorithmen vollendete 10. Sinfonie Beethovens - ein kulturelles Projekt, bei dem eine KI mit Fragmenten gefüttert wurde, um daraus Neues entstehen zu lassen. Das Projekt wurde unter der Leitung von Dr. Matthias Röder vom Karajan-Institut durchgeführt, mit Beiträgen von Komponist Walter Werzowa und KI-Experte Prof. Ahmed Elgammal von der Rutgers University. Was beide Beispiele verbindet: Die Maschine lieferte das Material, doch der kreative Rahmen, das Zusammenspiel von Ästhetik, Emotion und Sinn kam vom Menschen. Im Fitnesskontext bedeutet das: Wer KI nutzt, um Abläufe effizienter zu gestalten, kann gleichzeitig Raum für echte Begegnung schaffen - für Motivation, für Beziehung, für Individualität. Technik entlastet. Doch sie kann nicht ersetzen, was uns menschlich macht.

Augmented Intelligence: Der Mensch als Komplementär

Diese Idee findet sich im Konzept der „Augmented Intelligence“ wieder. Es geht nicht darum, den Menschen durch Technik zu überbieten, sondern durch sie zu stärken. Software liefert Daten – wir liefern Kontext. Algorithmen erkennen Korrelationen - wir verstehen Kausalitäten. In dieser komplementären Beziehung wird der Mensch nicht weniger wichtig, sondern zentral. Denn um Möglichkeitsräume zu füllen, reicht funktionale Intelligenz nicht aus. Was es braucht, ist eine andere Qualität des Denkens: Wie hinterfragen wir Routinen? Wie brechen wir aus gewohnten Mustern aus? Wie nutzen wir unsere Ambivalenz und Mehrdeutigkeit nicht als Störfall, sondern als kreative Ressource?

Ein Blick in die Praxis: KI in der Diagnostik

Besonders deutlich wird diese Wechselwirkung in der medizinischen Bildgebung. Am Universitätsklinikum Heidelberg wurde ein KI-Algorithmus entwickelt, der MRT-Bilder aus nur zehn Prozent der Rohdaten in hoher Qualität rekonstruieren kann. Die Untersuchungszeit sank dadurch von 30 auf bis zu 3 Minuten. In Studien konnte die KI bei der Tumordetektion in bestimmten Fällen mehr Anomalien identifizieren als erfahrene Radiologen - nicht, weil sie „besser“ war, sondern weil sie andere, statistisch gestützte Pfade verfolgte.

Das bedeutet nicht, dass Ärzte überflüssig werden - im Gegenteil. Sie interpretieren, wägen ab, stellen Zusammenhänge her. KI wird zum analytischen Verstärker, zur Lupe, zum Impulsgeber - aber nie zum Subjekt der Entscheidung.

Kunst als Denkmodell für die Praxis

Kunst lässt sich nicht wegrationalisieren. Sie irritiert. Und genau deshalb ist sie so wertvoll für eine zunehmend durchoptimierte Welt. Die Kognitionswissenschaftlerin Margaret A. Boden definiert Kreativität als Fähigkeit, Ideen zu entwickeln, die nicht nur neu, sondern auch überraschend und wertvoll sind. Diese Haltung braucht es auch im Umgang mit Technologie. Gerade in der Fitnessbranche können kreative Denkweisen helfen, Technik nicht als Kontrolle, sondern als Chance zu verstehen: für flexiblere Pläne, für individualisierte Ansätze, für mehr Menschlichkeit im Alltag. Es geht nicht um „Entweder-oder“ – sondern um kluges „Sowohl-als-auch“.

Fazit: Technologie denken heißt Menschsein stärken

Technologie ist kein Selbstzweck. Sie ist ein Werkzeug – und gewinnt erst in der Hand kreativer Menschen an Bedeutung. Je mächtiger die Software wird, desto wichtiger wird der Mensch als Komplementär. Wenn wir es schaffen, die menschliche Perspektive ins Zentrum technologischer Innovation zu rücken, entsteht echte Synergie: zwischen Analyse und Intuition, zwischen System und Beziehung, zwischen Fortschritt und Vertrauen. Die Zukunft gehört nicht den Maschinen - sondern denen, die mutig genug sind, gemeinsam mit ihnen Neues zu denken.

Ivo Makiolczyk


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